Der dicke Kropf des SWISS Kapitäns

Rund um die Flugplätze und Flughäfen in der Schweiz

Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Der dicke Kropf des SWISS Kapitäns

Beitrag von swisseagle »

Die unkonventionelle, aber sicher nicht unberechtigte Reaktion des Kapitäns einer SWISS Maschine auf eine bereits halbstündige Verspätung erregte vergangene Woche weit über den Flughafen Zürich hinaus Aufsehen. Immer wieder wurde die Freigabe für den Start der Maschine von der Flugsicherung verschoben. "Es ist zum Kotzen - ich habe die Schnauze voll von diesem Drecksplatz" tönte es in nicht professionellem Englisch sondern in wütendem Schweizerdeutsch über Funk.
Der genervte Pilot äusserte lautstark seinen Unmut über die sich durch die zunehmende Ueberlastung des Luftraumes häufenden Verspätungen und daraus resultierenden Unannehmlichkeiten für Besatzungen und Passagiere.

Man muss auch als nicht ständig Betroffener ja nur einmal einen Blick auf die Webseiten von RADAR 24 werfen, um das Chaos am internationalen Himmel zu verinnerlichen. Ganze Schwärme von Linien- Fracht- und Privatjets bewegen sich weltweit durch Luftstrassen, Nahverkehrsbereiche und Anflugsektoren von Flughäfen. Dass es unter diesen Umständen nicht täglich knallt, erscheint angesichts dieses Tohuwabohus wie ein Wunder.

Kein Wunder sind unter diesen Umständen überlastete Lufträume und Flugsicherungen, gestresste und genervte Flugzeugbesatzungen, rebellierende Anwohner um die Flughäfen herum, verärgerte Passagiere und kostengeplagte Airline-Manager.

Muss das alles sein? Jeder Zeitgenosse mit gesundem Menschenverstand muss diese Frage mit einem klaren "nein" beantworten. Seit meinem 20. Lebensjahr war ich viel, ja sehr viel mit dem Flugzeug unterwegs. In die Ferien und ab und zu auch beruflich. Solche Zustände wie heute gab es damals nicht - es gab auch nicht die extreme Billigfliegerei, die heute den Luftverkehr an seine Grenzen stossen lässt. Neben den IATA-Tarifen des Linienverkehrs, die den Airlines ein überlebensfähiges Auskommen garantierten und diese nicht zur Ausbeutung ihres Personals nötigten, gab es auch einen seriösen Bedarfsluftverkehr. Ich erinnere mich hierzu z.B. an die Reisen mit der deutschen Condor, der LTU oder an die Schweizer Balair, Belair, Edelweiss oder Helvetic, die z.T. auch heute noch am Markt sind.

Qualität hat ihren Preis - oder das Preis-Leistungsverhältnis muss stimmen. Es kann doch nicht sein, dass man für einen Flug durch ganz Europa weniger zu bezahlen hat, als für eine Bahnfahrt innerhalb der Schweiz. Die unselige Schnäppchenjägerei wird den Luftverkehr, zusammen mit der Umwelt, ruinieren, wenn Politik und Wirtschaft nicht endlich Einsicht zeigen und diese Auswüchse korrigieren. Korrekt behandeltes und bezahltes Airlinepersonal, eine personell gut besetzte Flugsicherung und Passagiere, die für eine gute Leistung einen angemessenen Preis bezahlen - das sind die Voraussetzungen, um ein sich ausweitendes Chaos am Himmel zu verhindern und vielen Fluggästen die Lust am Reisen gründlich zu vermiesen.


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