Locarno Magadino - Checkflug an die Sonne

Rund um die Flugplätze und Flughäfen in der Schweiz

Moderator: aerotimmi

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swisseagle
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Locarno Magadino - Checkflug an die Sonne

Beitrag von swisseagle »

Es ist bereits ein jährliches Ritual: Der Checkflug mit Fluglehrer. Dieser hat nicht den Charakter einer Prüfung sondern dient dem Training und soll fliegerische Ecken und Kanten, die sich oft mit der Routine einschleichen, glätten und ausbügeln. Und man lernt ja nie aus und kann immer einige neue Erkenntnisse und Aha-Erlebnisse daraus ziehen.

So verbinde ich beim Jahrescheckflug gerne die Pflicht mit der Kür. Im Frühjahr, wenn die Tage stetig länger werden, warte ich gute Wetterverhältnisse diesseits und jenseits der Alpen ab und starte mit meinem Fluglehrer-Kollegen im gut ausgerüsteten Reisemotorsegler Super-Dimona zum Flug nach Locarno-Magadino ins sonnige Tessin. Dabei gilt die Absprache: Ich fliege; mein Lehrer übernimmt den Funk mit den Flugplätzen sowie mit der Flugsicherung und überwacht die Navigation.

Nach dem Start von unserem Flugplatz im Kanton Aargau steigen wir beständig, reglementierte zivile und militärische Lufträume möglichst umfliegend oder mit entsprechender Bewilligung querend, der Alpenkette entgegen. Die Super-Dimona ist ein für Gebirgsflüge und längere Strecken optimales Flugzeug. Sie ist relativ schnell, fühlt sich auch in grossen Höhen noch wohl und ist ein feinfühliger, satt in der Luft liegender Flieger. Eich echtes Vergnügen. Das GPS-bleibt abgeschaltet - ich bevorzuge die anspruchsvollere konventionelle Methode nach Kompass und Karte. Transponder und Flarm im Dienste der Sicherheit sind dagegen vom Start bis zur Landung obligatorisch.

Die Gotthardstrecke führt über ein wildes und urtümliches Berggebiet mit gewaltigen, respekteinflössenden Felsformationen.
Das Wetter erfordert diesseits und jenseits des Alpenkammes hohe Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit zu vernachlässigen, ist schon sehr vielen Piloten zum Verhängnis geworden. Herrscht im Norden herrlichster Sonnenschein, kann das im Süden völlig anders sein - und umgekehrt. So ist eine stabile Hochdrucklage über der Deutschschweiz und dem Tessin für mich ein Muss, um in die Sonnenstube der Schweiz zu fliegen. Auch starker Dunst, der hin und wieder von Norditalien ins Tessin hochzieht, ist einer sicheren Navigation nicht gerade förderlich. Ist der Gotthardpass, auf dem im Frühjahr meist noch winterliche Verhältnisse herrschen, überquert, beginnt der Sinkflug über dem Tal der Leventina Richtung Locarno-Magadino. Die Landschaft erscheint immer südlicher und bei Bellinzona geht es in einer Rechtskurve um den letzten Bergrücken - mit Bewilligung von ATC zum Direktanflug auf die Hartbelagpiste, wenn diese nicht gerade von den Turboproptrainern der Schweizer Luftwaffe benutzt wird. Ansonsten steht die lange und breite Graspiste zur Verfügung.

Nach dem rund 1 h, 10 min. langen Flug wirkt die südliche Atmosphäre wie eine Seelenmassage gegenüber dem vergangenen Winter im Norden der Schweiz. Das Abrollen von der Landepiste über die asphaltierten Taxiways führt an dem abgesperrten militärischen Bereich vorbei und endet auf dem Parkplatz gegenüber den Flugplatzgebäuden sowie direkt visa vis dem palmenbestandenen Restaurant, das mit wenigen Schritten zu erreichen ist. Dort lasse ich mich mit meinem Kollegen jeweils zu einer immer sehr schmackhaften, echt italienischen Pizza und einem ebenso italienischen Kaffee nieder. Als ich die riesige Pizza einmal nur zur Hälfte schaffte und den Rest zurückgehen lassen wollte, kam der Kellner mit einer Schachtel wieder und übergab mir die zweite Hälfte. Ich verstaute diese in der Dimona und hatte so bereits mein Abendessen. Ein Service, wie man ihn heute nicht mehr allzu oft erlebt.

Der Flug, mit dem Motorsegler ist gegenüber einer Fahrt mit dem Auto - verbunden mit den berüchtigten Gotthardstaus und dem sonstigen Verkehrsgewühl auf den Strassen, absolut problemlos - auch mit einem Rückflug am gleichen Tag. Sogar das Nachtanken entfällt jeweils mit der noch vorhandenen Treibstoffmenge.

Nach gemütlichem Aufenthalt nebst Speis und Trank fliegen wir nach dem Start meist in weitem Bogen über den Lago Maggiore und dann die Leventina hinauf, über den Gotthard-Pass zurück zum Heimatflugplatz. Dort gibt es dann seitens meines Kollegen den unverzichtbaren Eintrag ins Flugbuch, dass der jährliche Checkflug korrekt und erfolgreich absolviert wurde.


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