Alaska's Schrott-Airlines

Hier geht es Rund um das Thema Geschäfts und Reiseflugzeuge aller Klassen

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swisseagle
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Alaska's Schrott-Airlines

Beitrag von swisseagle »

Am 23.04.2024 startete eine viermotorige C-54 D "Skymaster" - eine der in grossen Stückzahlen produzierten Versionen der DC-4 aus den Vierzigerjahren, vom internationalen Flughafen Fairbanks in Alaska zu einem Versorgungsflug in abgelegene Siedlungen. An Bord der von Alaska Air Fuel betriebenen Maschine waren 12'100 ltr. Heizöl.
Kurz nach dem Start explodierte der äussere Sternmotor an der linken Tragfläche und entfachte einen intensiven Brand. Die Maschine ging in eine immer steiler werdende Linkskurve über, stürzte schliesslich nahezu senkrecht am Fuss eines bewaldeten Hügels ab und zerschellte brennend. Die beiden Piloten hatten nicht die geringste Ueberlebenschance.
Dieser schwere Unfall wirft wieder einmal die Frage auf, mit welchem Flugzeugschrott in den USA - speziell in Alaska - Versorgungsflüge mit einer Palette unterschiedlichster Fracht - durchgeführt werden. Eine weitere Frage stellt sich auch, mit welchem Grad an Seriosität die bekannteren und unbekannten
Busch-Airlines betrieben werden.
Die C-54 D "Skymaster" (DC-4) ist ein uralte Viermotorige mit Kolben-Sternmotoren, die seinerzeit - damals auf dem aktuellen Stand der Technik - zur Passagierbeförderung auch auf Langstrecken eingesetzt wurde. Das Flugzeug konnte nicht - wie jüngere Airliner - in grösseren Reiseflughöhen verkehren - da es noch keine Druckkabine besass.
Viele Siedlungen in Alaska sind meist sehr abgelegen. Strassen oder Bahnlinien existieren in der Regel so gut wie nicht, so dass das Flugzeug oft das einzige Transportmittel darstellt, das die existenziell notwendige Beförderung von Fracht und Menschen ermöglicht. Die Busch-Airlines werden nicht selten am Rand
der wirtschaftlichen Existenz betrieben, was einen ständigen exzessiven Sparzwang verursacht. So ist es für die Betreibergesellschaften fast unmöglich, zeitgemässes und geeignetes Flugmaterial zu beschaffen. Die vielfach kurzen und rauen Naturpisten erfordern Flugzeuge, die einerseits mit diesen schwierigen Gegebenheiten zurecht kommen, andererseits eine grosse Frachtkapazität besitzen und günstig beschafft werden können. Da rücken veraltete Kolbenschüttler, die abgestellt vielleicht nur noch auf Flugzeugfriedhöfen zu finden sind, in den Fokus des Interesses. Dass es bei diesen "Mühlen" mit der Ersatzteilbeschaffung nicht zum Besten stehen dürfte, ist nachvollziehbar. Die Flugzeugmechaniker müssen daher wohl auch über viel Improvisationstalent verfügen, um diese Schrottflieger in die Luft zu bekommen.
Dass die Behördentoleranz gegenüber diesen Zuständen in weiten Bereichen der kommerziellen Luftfahrt Alaskas offenbar enorm ist, generiert einen Eindruck von der verbreiteten US-amerikanischen Mentalität: Profit - Profit - und nochmals Profit. Die Gewichtung des Risikos scheint da ziemlich egal zu sein.... :(
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